Sepharad und Antonio Muñoz Molina

Hallo !

Das wird der erste Artikel in der Kategorie „Lesestoff“ und ich freue  mich schon richtig drauf:

Wir können uns ja nicht viel moderne Literatur in der Schulbibliothek leisten, aber nach dem einen oder anderen Häppchen halte ich schon bei Gelegenheit Ausschau. So habe ich auch von Antonio Muñoz Molina, einem zeitgenössischen spanischen Autor, folgendes Buch angeschafft:

Sepharad. : Ein Roman voller Romane / Antonio Munoz Molina. – Reinbek : Rowohlt, 2004. –  541 S.

Sepharad ist der jüdische Name für Spanien. Es geht in diesem um die Vertreibung des sephardischen Volkes, der iberischen Juden, aus Spanien, aber nicht nur. Die Geschichten, denn sowohl die Kritiker wie der Übersetzer sind am Wortspiel „una novela de novelas“ gescheitert, handeln auch von Abschieden, Tod und Mord, Sehnsucht und Rettung. Ich habe es „vor Ort gelesen“. Mitten im Sommer in der Weite León-Kastiliens und als Vertiefung gab es einen Besuch in den sephardischen Synagogen in Toledo.  Dadurch war das Buch womöglich noch beeindruckender.

Antonio Muñoz Molina, geboren 1956 in Úbeda, Andalusien, gehört zu der angenehmen Sorte von modernen Hochkulturautoren, die lesbar und wenn sie sich anstrengen sogar spannend schreiben können. Das trifft stellenweise sogar auf Sepharad zu. Eindeutig sehr spannend und mit einem überraschenden Ende  ausgestattet ist Beatus Ille von diesem Autor. Der Roman handelt von einer großen Liebe in der Zeit des spanischen Bürgerkriegs, wie diese durch ein Verbrechen scheitert und letztendlich auch vom Scheitern des Protagonisten, der nicht nur als Mensch unterliegt, sondern auch als Schriftsteller nicht bestehen kann. Die Konsequenz: Selbstmord.

Ist bei Beatus Ille das Erledigen der Hauptperson noch mit einer gewissen Logik begreifbar und künstlerisch nachvollziehbar, war es bei dem Krimi von Muñoz Molina mit dem dt. Titel Die Augen eines Mörders einfach nur noch ärgerlich. Da hätte ein Lektor kräftig kürzen können und es wäre ein guter und literarisch hervorragender Kriminalroman übrig geblieben. So aber gibt es mindestens zwei Erzählstränge, die völlig unsinnig und überflüssig sind. Dennoch möchte ich das Buch für Krimifreunde empfehlen.

Mein derzeitiges Lieblingsbuch von Muñoz Molina ist aber Stadt der Kalifen (hier aber unbedingt das 1. Kapitel überspringen) über Córdoba zur Zeit der Emire / Kalifen aus dem Haus der Omaijaden. Es erhebt nicht den Anspruch eines allgemeinen Geschichtsabriß dieser Zeit, sondern unternimmt, wie der Untertitel sagt, „Historische Streifzüge durch Córdoba“. Diese Stadt der Kalifen war für 250 Jahre die größte und reichste Stadt des Abendlandes. Wie ihr Aufstieg begann, besonders durch wen, wie sie immer reicher und schöner wurde, welche für jene Zeit ungeheuren Summen für Paläste ausgegeben wurden, und am Ende der rasche Abstieg kam, davon handelt diese anekdotenhafte und kleine Buch, dass Geschichte und Unterhaltung auf wunderbare Weise verbindet. Man sitzt auf einem arabischen Teppich, der Springbrunnen plätschert und Don Antonio erzählt von der großen Zeit Córdobas. Das sollte sich niemand entgehen lassen.

Bis bald, Euer Schulbibliothekar

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