Lesetipp zum Tag der Sinti und Roma

Radiobeitrag bei MDR Figaro heute ganz in der Frühe. Ich habe nur mit dem halben Ohr zugehört. Deswegen war es schwer, herauszufinden, weswegen ein Beitrag über Sinti und Roma gesendet wurde. In Berlin beginnt gleich eine ganze Kulturwoche. Ach so, der 8. April ist der Tag der Sinti und Roma. Der Rest des Jahres braucht man nicht daran zu denken. Vielleicht liegt es auch daran, dass man kaum Kontakt zu der Volksgruppe bekommt. Kaum jemand von uns hatte engeren Kontakt zu Sinti und Roma. Unser Wissen ist geprägt von Klischees und romantischen Vorstellungen oder von Vorurteilen aus zweiter Hand. Wenn Politiker zum Beispiel von Rumänen und Bulgaren reden, die sie in Deutschland nicht haben wollen, dann meinen sie doch nicht Rumänen und Bulgaren, sondern die „Zigeuner“, wie man Sinti und Roma früher halb fasziniert, halb verabscheuend genannt hat. Häh, Zigeuner, darf man das überhaupt noch sagen?

Der Jazzmusiker Markus Reinhardt antwortete auf die Frage des Kölner Stadtanzeigers „Darf man wieder Zigeuner sagen?“

„Ihr dürft uns Zigeuner nennen. Die Vorsicht im Umgang mit dem Wort ist Blödsinn. Die neuen Begriffe haben Politiker erfunden. Wir Zigeuner haben uns krummgelacht, als man entschieden hat, dass man nicht mehr Zigeuner sagen darf.“

zitiert nach Bauerdick: Zigeuner, 2013, S. 172,173

Und hier kommt nun der Lesetipp:

Bauerdick, Rolf: Zigeuner : Begegnungen mit einem ungeliebten Volk / Rolf Bauerdick. – 1. Aufl.  – Stuttgart : Dt.-Verl.-Anst., 2013 . – 349 S. , SY: L 040

Daraus eine weitere Textstelle:

… habe ich weit mehr als einhundert Reisen zu Zigeunern in zwölf europäischen Ländern unternommen. Dabei war ich nicht Ethnologe, Soziologe oder Menschenrechtler unterwegs, sondern als Berichterstatter und Fotograf. Ich war ein Besucher, ein Gast. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Rückblickend entsinne ich mich keiner Situation, in der man mir die Tür verschlossen hätte. Dennoch: Trotz aller Offenheit, Gewogenheit und Herzlichkeit blieb ich nicht selten der Fremde… Für einen Völkerkundler ist das ein Problem. Nicht für einen Reporter. Ein Journalist ist in der priviligierten Lage, von seinem Befremden, seinem Nicht-Verstehen und bisweilen auch von seinem Erschrecken zu erzählen.

Einen weiteren Eindruck gibt die Fotogalerie des Autors, hier anzusehen. Das Buch ist in der Schulbibliothek entleihbar. Verschweigen möchte ich dabei nicht, dass Bauerdicks Reportagen teilweise sehr kritisch gesehen werden. Einen guten Eindruck von Freund und Feind des Herrn Bauerdick gibt die Linkliste bei Wikipedia dazu, hier anzuschauen…

Euer Schulbibliothekar

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