Bibliothekar fordert: Bibliotheken abschaffen

Bibliotheken (hier archäologisches Landesamt) sollen zukünftig ohne Bücher sein.

In einem Interview fordert ein  Bibliotheksdirektor aus der Schweiz die Abschaffung der Bibliotheken. Er heißt Ball und meint, Inhalte gibt es doch im Internet! Ist das so? Nein, er fordert gar keine Abschaffung der Bibliotheken. Er hätte nur gerne Bibliotheken ohne Bücher und denkt, eine wissenschaftliche Karriere gelingt ohne einen einzigen Bibliotheksbesuch. Nein, er weiß es sogar. Die Frage ist, was das für ein Wissenschaftler ist? Aber gerne können Bücher in die Schule verlagert werden, sagt er weiter. Wie die dort bereitgestellt und verwaltet werden, ist nicht sein Ding. Und überhaupt: Die meisten Bücher in den Bibliotheken bestehen aus

Unfug, Banalitäten, unzählige Wiederholungen

und werden ohnehin nie ausgeliehen. Da wird der Bibliotheksdirektor zum Richter und Henker  in einer Person. Und was ist das Urteil? Die Bibliothek muss sich wandeln, muss zu einem digitalen Dienstleistungszentrum werden. Für das Ambiente gibt es noch Bücherwände, aber die können auch aus Attrappen bestehen. Dem Wahn eines digitalen Dienstleistungszentrum habe ich auch einmal angehangen. Lange ist das her! Die Digitalisierung scheitert im Moment schon an den Nutzungsrechten bei Zeitschriften. Von den ganzen Rechten für die Bücher einmal abgesehen. Was wird digitalisiert und was nicht?, ist die nächste Frage. Wie sind die Massen an Büchern zu bewältigen? Entweder ist der Mann naiv (auf dem Niveau eines Bibliothekarsstudenten) oder er hat keine blassen Schimmer von seinem Beruf. Und so bleibt diese naive Provokation eines Mannes, der seinen eigenen Ast absägt, nicht unwidersprochen. Wie ich schon andeutete, sind viele seiner Behauptungen leicht zu entkräften und seine Phantastereien real gar nicht umsetzbar. Prof. Hager gar hält das, was ich für naive Phantasie halte, für ein Horrorszenario. Bibliotheken ohne Bücher sind für ihn keine Bibliotheken mehr.

Eine dringend notwendige Debatte

Immerhin hat Herr Ball eine Debatte über die Zukunft der Bibliotheken losgestossen. Und diese ist dringend notwendig. Denn so rosig schaut es um die Zukunft der Einrichtung nicht aus. Nehmen wir als Beispiel unsere Schulbibliothek. Zwar ist sie jetzt vorhanden und lebt und bekommt auch neue Bücher, aber was ist, wenn ich, der Schulbibliothekar, nicht mehr da bin? Wer kümmert sich dann um die Bücher? Die Gefahr der Einsparungen des Personals, nicht nur der Einrichtung, kommt im Kosmos des Herrn Ball nicht vor. Ich kann nicht die ganze Debatte hier wiedergeben. Aber das vorläufige Ende möchte ich nicht vorenthalten: Die ETH-Bibliothek, der Herr Ball vorsteht, ist inzwischen zurückgerudert. Sie soll ein „Hort der Bücher“ bleiben, meint der Träger der Bibliothek, die ETH-Zürich. Wie lange noch?

Euer Schulbibliothekar

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar